Auf Rafting-Tour „Tatadok“ mit dem Chimei-Stamm

Taiwan liegt auf der Nordhalbkugel der Erde und der Wendekreis des Krebses verläuft genau durch die Mitte von Taiwan. Am 21. Juni, der Sommersonnenwende, verabschiedet sich Taiwan offiziell vom wolkenverhangenen, zweideutigen Frühling und tritt in den heißen Sommer ein. Alle Arten von Wasseraktivitäten haben dann Hochkonjunktur: Surfen, Schwimmen, River Tracing, Rafting uvm. Solange die Menschen ins kühle Nass fliehen können, spielt die Hitze keine Rolle, egal wie warm es ist.

Der berühmteste Fluss Taiwans ist der Xiugulan River, dessen Mündung am Wendekreis des Krebses liegt und aus dem Zentralgebirge entspringt. Auf seinem Weg zum Pazifischen Ozean durchschneidet er das Küstengebirge und bildet überall steile Täler und Stromschnellen. Jedes Jahr nach der Sommersonnenwende fließen die reichlich vorhandenen Ströme aus dem Huadong Longitudinal Valley hinunter und bilden das beste Raftinggebiet.

Man kann auf der ganzen Welt raften, aber das Rafting-Erlebnis auf dem Xiugulan-Fluss ist ganz anders. An diesem reißenden Strom lebt einer der ältesten Chimei-Stämme des Ami-Stammes, der gelernt hat, diesen unheimlichen Strom zu beherrschen, lange bevor Touristen zum Rafting hergekommen sind. In dieser Zeit, war der Xiugulan-Fluss für den Stamm nicht nur der Hauptverkehrsweg, um mit der Außenwelt zu kommunizieren, sondern auch ein Ort für ihre Nahrungssuche sowie für Freizeitaktivitäten und Unterhaltung. Niemand kennt den Xiugulan-Fluss besser als sie.

In der Vergangenheit war der Fischfang die Hauptnahrungsquelle für den Chimei-Stamm, daher wird viel Wert auf den Fischfang gelegt. Es gibt nicht nur ein Fischereifest, sondern auch eine Zeit des Fischereiverbots vor dem Fest. Die Stammesangehörigen zeigen, wie Mensch und Natur in Harmonie zusammenleben können.

Besucher des Xiuguluan-Flusses können eine Rafting-Tour Tatadok mit den Chimei-Stammesangehörigen unternehmen und ihren Geschichten über die Chimei und den Fluss lauschen. Sie können dabei zusehen, wie man Garnelenkäfige aufstellt, ein Klatschnetz auswirft, ohne Hilfsmittel kocht und dabei die Weisheiten der Ureinwohner erfahren. Tatadok bedeutet in der Sprache der Amis „stromabwärts fahrend“.

Die Rafting-Tour beginnt in Ruisui und endet am großen Hafen. Sie ist etwa 24 Kilometer lang und dauert drei bis vier Stunden. Auf dem Weg passieren wir mehr als 20 Stromschnellen mit weißen Wellen und erleben einen richtigen Nervenkitzel.

Kochen ohne Elektrizität und Geschirr

Nach der Tour erwartet uns dann noch ein kulinarisches Abenteuer, denn der Chimei-Stamm kocht ohne jegliche Elektrizität und ohne Geschirr.

Das sogenannte „Kochen ohne Geschirr“ besteht darin, ein Gefäß (Cifar) ohne einen Topf herzustellen, indem man nämlich die von der Kokospalme abgeworfenen Blätter verwendet. Nachdem das Gefäß mit Wasser gefüllt wurde, legt man heiße Weizenreissteine hinein, das Wasser wird durch die Hitze der Steine zum Kochen gebracht. Sobald das Wasser kocht, werden die gerade aus dem Fluss gefangenen Fische und Garnelen hinzugegeben. Je nach Geschmack kann man auch noch wildes Gemüse am Ufer pflücken und hinzugeben. In nur wenigen Minuten ist die leckere Fischsuppe fertig. Alles, was ein Chimei dazu brauchen, sind also lediglich ein Messer und etwas Zunder.

Ein Besuch beim Chimei-Stamm

Nach dieser ökologischen Reise, weiß man die Schönheit des Xiugulan-Flusses noch besser zu schätzen. Lohnenswerter ist jedoch ein Besuch beim Chimei-Stamm, der in der Mitte des Flussplateaus, im Flusstal, lebt.

Der Stamm der Chimei ist einer der ältesten Ami-Stämme und einer der wenigen Ami-Stämme Taiwans, der noch eine Rangordnung und eine Tradition des Fischfangs und der Jagd bewahrt hat. In den letzten Jahren haben sich die Stammesangehörigen für den Ökotourismus eingesetzt, um junge Menschen zur Rückkehr in ihre Heimat zu bewegen, um so das kulturelle Erbe zu sichern. Wenn Sie den Chimei-Stamm besuchen, können Sie in den traditionellen, strohgedeckten Hütten des Stammes mit den Stammesältesten über die alte „Kultur des Großen Flusses“ sprechen und im Stammesmuseum den gut erhaltenen Kopfschmuck, Haushaltsgegenstände und rituelle Artefakte der Amis besichtigen – bevor Sie sich auf den Rückweg machen.

Gesang und Tanz der Amis

In einem Werbefilm für die Olympischen Spiele 1996 in Atlanta begleitete der laute Gesang der Ureinwohner die Athleten und verdeutlichte das Motto „Bring the World Together“. Das Lied basiert auf einem alten taiwanischen Ureinwohner-Lied namens „Old Man Drinking Wine“. Dies ist das erste Mal, dass die Welt Zeuge des natürlichen Reichtums der Gesangsstimme der Amis und der aus dem Leben der Erde geborenen Lieder durch den himmlischen Klang des Gesangs wird.

Die Amis sind von Natur aus optimistisch und gastfreundlich und dafür bekannt, dass sie bei der Arbeit, in der Freizeit und bei feierlichen Anlässen gerne singen und tanzen. Sie zählen in Taiwan zum fähigsten singenden und tanzenden indigenen Volk, das durch Mundpropaganda, aber auch durch viele alte Melodien, die noch in den Stämmen zu hören sind, bekannt ist. Der „Old Man’s Drinking Song“ ist ein Lied, das von den Ältesten des Stammes zu Beginn des jährlichen Ami-Festes (Juli) gesungen wird und das eine repräsentative Bedeutung für göttliche Freude hat.

Neben dem “Old Man’s Drinking Song“ haben die Amis ein “Visiting Song“ für den Besuch von Freunden, ein “Labour Song“ für die Arbeit, ein “Love Song“ für die Liebe, ein “Returning Home with a Full Load“ für die Heimkehr nach der Arbeit und sogar ein “Snail Picking Song“ für das Schneckensammeln. Natürlich singt der Ami-Stamm auch ein „Willkommenslied“, wenn hohe Gäste zu Besuch sind und begrüßt diese mit einem Willkommenstanz.

Stammeserlebnis: Eine Reservierung ist erforderlich, und bei mehr als 20 Personen können Stammesmahlzeiten, kulturelles Rafting, Garnelenkäfige aufstellen und Weizen sammeln organisiert werden.

Es werden ein- oder zweitägige Ausflüge angeboten, die Erlebnisse wie Iishi und Stone Hotpot beinhalten. Die Preise variieren je nach Reiseroute und Personenzahl.

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