Frühling in der Alishan National Scenic Area – überall duftet es nach Tee

Mit dem Beginn des Frühlings ziehen die Frühlingsgötter vom Flachland Taiwans in die Berge. Die in den Bergen wachsenden Teepflanzen bilden durch den Ruf des Frühlingsgott neue Knospen. Dadurch haben die Teebauern in der Zeit rund um das Ching Ming Festival am 5. April eine der arbeitsreichsten Zeiten des Jahres und haben allerhand zu tun mit der Ernte und Produktion des Tees. Wenn Sie Alishan auf den Spuren der Frühlingsgötter entdecken, werden Sie vielleicht überrascht sein, dass es in Alishan im Frühling nicht nur nach Blumen, sondern auch nach Tee duftet. Eine frische Tasse Tee im Frühling zu schlürfen und den Geschmack des Tees mit Körper, Geist, Mund, Nase und Augen zu spüren, ist die schönste Hommage an den Frühling.

Alishan liegt in Zentral-Taiwan und ist nicht nur bekannt für seine historische Schmalspurbahn, spektakuläre Sonnenaufgänge über dem Wolkenmeer und die subtropische Waldlandschaft, sondern auch für seine Teeplantagen,  u.a. der einzigartige Oolong Tee wird hier angebaut. Die Region ist der größte Produzent von hochwertigem Hochgebirgstee in Taiwan mit über 2.000 Hektar Teeplantagen in den Anbaugebieten Loongyan, Bihu, Ruili, Taihe, Taixing und Shizhuo. Die 3.000 bis 4.000 Teebauern in der Region bauen ihren Tee auf einer Höhe von 1.000 bis 1.600 Metern an. Der Boden hier ist reich an Mineralien und Spurenelementen. Die mineralreichen Böden und das ganzjährig kühle Klima mit einem Temperaturunterschied von mehr als 10 Grad zwischen Tag und Nacht bieten ideale Bedingungen. Vor allem am frühen Morgen scheint die Sonne und am Nachmittag ist es wieder bewölkt, dies sorgt für das rege Wachstum der Pflanzen und den blumigen Geschmack des Tees.

Teeliebhaber sagen oft, dass der Hochgebirgstee aus Alishan im Frühling besser ist als im Winter. Es wird gesagt, dass die Minusgrade im Winter in Alishan und der Mangel an Regen die Teeblätter in einen Halbschlaf versetzen und sich der Geschmack nur zur Hälfte entfaltet.
Die beste Zeit für einen Ausflug zu den Teebauern in Alishan ist im Frühling, denn dann können Sie die grünen Knospen und das duftende Aroma der aufkeimenden Teepflanzen besonders gut erleben. Die Arbeitszeit der Teebauern richtet sich nach dem Wachstum der Teepflanzen und Schritten der Frühlingsgötter. Jedes Jahr von Ende März bis Anfang April kann man in der Teeregion Alishan auf einer Höhe von rund 1.000 Metern über dem Meeresspiegel, in Taixing und Loongyan Teepflückerinnen beobachten, die von einer Teeplantage zur nächsten ziehen und den Tee pflücken. Die Frühlingstee-Saison geht bis etwa Ende Mai .

Die Heimat des taiwanischen Hochgebirgstees: das Dorf Loongyan

Das Dorf Loongyan liegt auf 1.100 Meter über dem Meeresspiegel und gilt als die erste Station der Frühlingsgötter im kompletten Alishan Teeanbaugebiet, es ist der Ursprung des taiwanischen Hochgebirgstees. 1976 erkannte Yunfa Lin, ein Bambusbauer aus dem Dorf Loongyan, dass im nahegelegen Dorf Zhushan Lugu, das ebenfalls in der Bergregion (ca. 550 km über dem Meeresspiegel) liegt, Tee angebaut werden kann und die Teebauern ein Vermögen dabei machten. Yunfa Lin sorgte dafür, dass auch in seinem Dorf reichlich Teepflanzen angebaut wurden und nur drei Jahre später war die erste von Yunfa Lin produzierte Packung Tee eine Überraschung beim nationalen Teewettbewerb. Der Loongyan-Tee wurde dadurch in ganz Taiwan berühmt.

Taiwan ist eine sehr gebirgige Insel mit 268 Bergen über 3.000 Metern auf einer kleinen Fläche von 36.000 km². Loongyan war bis dahin das erste Teeanbaugebiet in den Bergen über 1.000 Metern über dem Meeresspiegel. Der Erfolg von Loongyan veranlasste weitere fleißige Bauern, Tee im Hochgebirge von Alishan anzupflanzen und so begann das Goldene Zeitalter des Hochgebirgstees in Taiwan. Noch heute baut die Loongyan Plantage den leckeren Tee unter der Führung von Yunfa Lins Sohn Guangli an. Guanglin erinnert sich, wie sein Vater während seines Studiums in Chiayi begann, Tee anzubauen. Jedes Mal, wenn er Teeblätter aus den Bergen mit zurück zur Universität brachte und sich das Aroma des Tees entfaltete, duftete das ganze Studentenwohnheim vom Erdgeschoss bis zum vierten Stock.

Als Teebauer in der zweiten Generation und Erben des Loongyan Dorfes setzt sich Guangli Lin und seine Schwester dafür ein, dass die Tradition des taiwanischen Hochgebirgstees weitergeführt wird. Die beiden betreiben die Teeplantage nachhaltig, auf der fast zwei Hektar großen Teeplantage nutzen sie ausschließlich natürliche Anbaumethoden. Statt Herbizide zu versprühen, sorgen sie durch Unkrautbeseitigung und Jäten für ausreichend Nährstoffe für die Pflanzen.

Besuch in einem Teehaus im Hochgebirge

Für die Teebauern ist die Erntezeit jedes Jahr die stressigste Zeit: Sie müssen nicht nur das Wetter und das Wachstum der Teeknospen beobachten, sondern sich auch mit den Teepflückern und den Helfern die Teeproduktion abstimmen. Ein Teebauer, der auf Qualität setzt, pflückt die Teeknospen im besten Wachstumsstadium von Hand, diese werden dann vom natürlichen Sonnenlicht welk. Anschließend werden die Knospen von Hand gewaschen und fermentiert. Jeder Schritt während der Ernte erfordert Erfahrung und ein feines Gespür, eine kleine Unachtsamkeit reicht aus, um die Teeknospen einer ganzen Saison zu ruinieren.



Der Tee wird auf der Plantage durch eine anaerobe Fermentation aufbereitet. Diese besondere Art, den Tee aufzubereiten, ist sehr zeitintensiv, der Tee wird in einem Behälter luftdicht eingeschlossen, bei dem Luft durch ein Ventil nach außen weichen kann. Die Familie wechselt sich dabei vier Tage lang, alle drei Stunden ab, um den Tee neu abzusaugen. Diese Art von unermüdlichem Einsatz ist es auch, der der Loongyan Teeplantage seit mehreren Jahren in Folge das wohlverdiente Zertifikat „Fünf-Sterne-Teeplantage“ des Landwirtschaftsrates eingebracht hat.

Wie bei vielen anderen Teebauern auch sind die Teeplantage und das Zuhause untrennbar miteinander verbunden. Die Familie von Guangli Lin lebt noch heute in ihrem alten Haus inmitten der Yunfa-Teeplantage. Der alte Hof wurde teilweise in eine Teefabrik umgewandelt und besteht zum anderen Teil aus einem Bambus- und Tannenwald. Die Wälder haben eine wichtige Funktion, sie schaffen ein besonderes Mikroklima für die Teeplantage und sorgen so für ein ökologisches Gleichgewicht. Zu dem bieten die Wälder einen natürlichen Lebensraum für kleine Tiere und Insekten.

Wenn Sie die Teeplantage besuchen, können Sie auf dem malerischen Hof übernachten und morgens durch den Bambuswald spazieren, um zur Teeplantage zu gelangen. Halten Sie Ausschau nach dem Dickschnabelkitta, einem in Taiwan endemischen Vogel oder dem Schuppentier, das weltweit vom Aussterben bedroht ist. Die reiche Ökologie lässt die Menschen mehr Vertrauen in die nachhaltige Landwirtschaft haben. Die Teeplantage kann von Mai bis September besucht werden, denn dann ist Hochsaison und man bekommt einen tollen Einblick in den kompletten Kreislauf des Teeanbaus. Die Familie bietet eine sechsstündige Tour über die Plantage an, von der Besichtigung der Teeplantage über das Drehen der Teeblätter, zum Schröpfen der Teebrühe und natürlich bis hin zum Testen des Tees. Während der Tour können Besucher ihre fünf Sinne voll einsetzen und erfahren so in jeder Phase der Teeproduktion die Veränderung des Aromas des Tees.

Weitere Information zur Teeplantage und zur Region Alishan erhalten Sie hier:
Yunfa Lin Tea Garden in Loongyan
Alishan National Scenic Area Administration
Alishans historische Schmalspurbahn

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